Hintergrund

Seit Jahrtausenden haben die Amazigh-Gemeinschaften im Atlasgebirge das umliegende Land kultiviert und es durch ihre traditionellen Bewirtschaftungsmethoden und Bräuche zu einer einzigartigen „Kulturlandschaft“ geformt. Traditionellen Praktiken wie die Wildsammlung von Pflanzen, die Terrassierung von Feldern und das „Agdal“ System, das den Zugang zu gemeinschaftlichem Weideland regelt, gestalten diese spezielle Kulturlandschaft. Gleichzeitig trägt sie zur Erhaltung einer hohen Biodiversität bei und bietet Tausenden von Haushalten eine Lebensgrundlage.

Die Hauptbedrohung für den Fortbestand dieser Kulturlandschaft und ihrer diversen Produktionssysteme besteht in der Landflucht. Aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels sowie fehlender Möglichkeiten, unternehmerische Fähigkeiten zu entwickeln oder einen Arbeitsplatz zu finden, ziehen vor allem Frauen und Jugendliche in die Städte. Dies führt zur Aufgabe von Land und traditionellen Praktiken, was wiederum zu einer Zerstörung der Kulturlandschaft und der darin beheimateten biologischen Vielfalt führt. Deshalb ist es essenziell, neue Einkommensmöglichkeiten für die Amazigh-Gemeinschaften zu erschließen, die darauf abzielen, die Kulturlandschaft des Hohen Atlas auf innovative und nachhaltige Weise zu nutzen und dadurch zu ihrem Fortbestand beizutragen.

Frauengeführte Kooperativen entwickeln und vermarkten innovative Produkte

Jüngste Änderungen im marokkanischen Recht haben Frauen dabei geholfen, sich in ländlichen Gebieten zu Kooperativen zusammenzuschließen. Derzeit existieren zahlreiche frauengeführte Kooperativen im Atlasgebirge, die aromatische Kräuter, Käse, Couscous, Kunsthandwerk, Speiseöle, Naturkosmetika, Nüsse und viele andere Produkte auf ökologisch nachhaltige Weise herstellen.

Basierend darauf unterstützen unsere Projektpartner die Kooperativen darin, innovative Produkte und Dienstleistungen mit Mehrwert zu entwickeln, regenerative Praktiken umzusetzen und fundierte unternehmerische Fertigkeiten zu erwerben. Darüber hinaus erhalten die Kooperativen Training im digitalen Marketing und werden bei der Zertifizierung und dem Vertrieb ihrer Produkte durch die Gründung eines eigenen „High Atlas Harvest“ Labels unterstützt.

Ein Beispiel hierfür ist die „Aswik“ Kooperative, die Walnüsse anbaut und verschiedene Produkte – von ganzen Nüssen in der Schale bis zum Walnussöl – anbietet. Walnussstücke, ein Nebenprodukt der Verarbeitung, wurden dabei bisher nicht optimal verwertet. Aswik experimentiert deshalb mit der Herstellung und Vermarktung von Energieriegeln aus diesen Stücken.

Die „Taghia“ Kooperative plant ein Ökotourismusprojekt für Besucher, die die wunderschöne Umgebung von Zaouiat Ahansal kennenlernen und mehr über den Safrananbau erfahren möchten. Sie können Safranzwiebeln pflanzen, die Verarbeitung und Verpackung des Safrans miterleben und die lokalen Erzeugnisse von Taghia, wie zum Beispiel Safrantee, genießen.

Die Partnerschaft mit der knodel foundation ermöglicht es, das Programm auf 200 Kooperativen zwischen Imilchil und Agadir, ein 30000 km² großes Gebiet, auszuweiten. Durch die nachhaltige Erzeugung und innovative Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen werden faire Einkommen für bis zu 5000 Haushalte generiert und die biodiverse Kulturlandschaft des Hohen Atlas erhalten.

Hintergrund

Wusstest du, dass jede Minute weltweit etwa 30 Fußballfelder Regenwald verschwinden? Hauptgründe hierfür sind der großflächige Anbau von Palmöl und Soja sowie die Viehzucht. Doch eine ungerechte Landverteilung und Armut drängen auch immer mehr Kleinbäuer*innen unfreiwillig in die Regenwälder Ugandas und Indonesiens. Die Böden darunter enthalten nur wenige Nährstoffe und können daher oft nur für kurze Zeit bewirtschaftet werden. Deshalb werden kurz darauf wieder neue Flächen benötigt – und noch mehr Wald vernichtet. Die Kleinbäuer*innen erfahren die unmittelbaren Folgen der Entwaldung wie Überschwemmungen, Trockenheit und einen erschwerten Zugang zu Brennholz und essbaren Wildpflanzen zwar am eigenen Leib, hatten bisher aber kaum Alternativen. Fairventures bietet ihnen eine ökologisch, sozial und auch ökonomisch nachhaltige Lösung an, von der alle profitieren.

Aufforstung und nachhaltige Holzproduktion

Fairventures unterstützt Kleinbäuer*innen in der Aufforstung gerodeter Flächen und verteilt Setzlinge aus eigenen Baumschulen an sie. Dadurch werden abgeholzte Flächen neu belebt und die Kleinbäuer*innen können langfristig Holz und Lebensmittel zur Selbstversorgung und für den Verkauf produzieren.

In Indonesien und Uganda setzt die Organisation auf Obstbäume und schnellwachsende, heimische Arten, die von der holzverarbeitenden Industrie nachgefragt werden. Die ausgewählten Leichthölzer wachsen auch zuverlässig auf schlechten Böden und sind innerhalb von sieben bis zehn Jahren erntereif.

Zudem sind sie für die Agroforstwirtschaft geeignet. So bezeichnet man Mischkulturen mit Bäumen und Landwirtschaft in den Zwischenräumen. Dabei verhindern die Bäume Erosion, reichern den Boden mit Nährstoffen an und verbessern das Mikroklima auf den Flächen, wodurch Hitzewellen weniger starke Auswirkungen auf die gepflanzten Feldfrüchte haben. So können zum Beispiel Kakao, Gemüse und Nüsse erfolgreich angebaut werden.

Damit die Kleinbäuer*innen genügend Anreize haben, Bäume zu pflanzen, zu pflegen und nach der Ernte erneut anzupflanzen, muss die Abnahme zu attraktiven Preisen gesichert sein. Deshalb arbeitet Fairventures auch mit der holzverarbeitenden Industrie, Universitäten, Architekt*innen und Ingenieur*innen zusammen. Diese entwickeln neue Produkte und lokale Anwendungsmöglichkeiten für die geförderten Holzarten. Zudem demonstriert Fairventures das Potenzial des modernen Holzbaus mit innovativen Vorzeigegebäuden.

Durch die Zusammenarbeit mit der knodel foundation kann Fairventures Worldwide ab sofort noch mehr Menschen dabei unterstützen, nachhaltige Lebensgrundlagen mit dem Pflanzen von Bäumen zu schaffen, die zudem durch die Speicherung von CO2 zum Klimaschutz beitragen. Darüber hinaus kann mit der finanziellen Unterstützung die Zusammenarbeit mit der lokalen Holzindustrie ausgebaut werden.

Hintergrund

Wie in allen ländlichen Regionen Äthiopiens lebt auch der Großteil der lokalen Bevölkerung im Bezirk Nono Benja von Land- und Viehwirtschaft. Doch da Kenntnisse über neue Anbauweisen oder alternative Feldfrüchte fehlen, sind die Erträge karg. Die Tiere weiden auf offenem Land und nehmen dem Boden vielerorts auch noch den letzten Schutz. Gleichzeitig wird das zum Kochen und Bauen benötigte Holz geschlagen, die Flächen werden aber nicht wieder aufgeforstet. Zudem mangelt es an einer grundlegenden Infrastruktur für Gesundheit und Hygiene.

Dies zeigt, wieso ländliche, strukturarme Gebiete wie Nono Benja einen ganzheitlichen Ansatz benötigen, in dem verschiedene Teilaspekte übergreifend betrachtet werden, um tragbare und nachhaltige Zukunftsperspektiven für „abgehängte“ Gemeinden zu schaffen. Hier setzt die Arbeit von MfM an.

Grundlagen für ein selbstbestimmtes Leben

Damit sich die Lebenssituation der lokalen Bevölkerung grundlegend verbessern kann, beinhalten die von MfM durchgeführten Maßnahmen eine Kombination aus nachhaltiger Landwirtschaft, Wasserversorgung & Hygiene, Gesundheit, Bildung und einkommenssteigernden Initiativen.

Dazu gehören Aktivitäten wie die Erschließung und Instandhaltung sauberer Wasserstellen, das Vermitteln von ertragreicheren und zugleich ressourcenschonenden, umweltfreundlichen Anbaumethoden sowie der Aufbau einer Gesundheits-Infrastruktur durch den Betrieb von mehreren Krankenstationen und die Ausbildung von Pflegepersonal. Damit erhält die lokale Bevölkerung erstmals Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung, denn das nächste Krankenhaus ist über zwei Autostunden entfernt.

Um sowohl das lokale Ökosystem wiederherzustellen als auch neue Einkommensmöglichkeiten zu schaffen und zur Nahrungssicherheit beizutragen, werden Kleinbauern in die Agroforstwirtschaft eingeführt. Dies ist eine Anbaumethode, bei der das Anpflanzen von Obstbäumen und Gemüse effektiv miteinander kombiniert wird und die gänzlich ohne chemische Pestizide und Dünger auskommt. Auf einst kargen Flächen wachsen nun schattenspendende Bäume zusammen mit verschiedenen Sträuchern und Gemüsesorten auf den Feldern.

Der Fokus liegt dabei u.a. auf dem Anbau von Kaffee, Papayas und Avocados, deren Saatgut von MfM kostenlos verteilt wird. Diese Pflanzen müssen nur einmal angebaut werden und werfen nach einiger Zeit regelmäßig Früchte ab, ohne dass jedes Jahr neu ausgesät werden muss. So wird die Lebensgrundlage der Bäuer*innen diversifiziert und die Fruchtbarkeit der Böden langfristig sichergestellt, als auch die zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels frühzeitig adressiert.

Auch die Einrichtung sauberer Wasserstellen trägt dazu bei, eine nachhaltige Infrastruktur in der Region aufzubauen und das Leben der Menschen konkret zu verbessern. Früher mussten die Frauen bis zu drei Stunden laufen, um an sauberes Wasser zu gelangen. Heute erreichen die Menschen in Nono Benja innerhalb von maximal 30 Gehminuten sauberes Trinkwasser, was dem UN-Standard für „Zugang zu sauberem Wasser“ entspricht.

Die knodel foundation unterstützt die Arbeit von MfM in Äthiopien seit vielen Jahren. Nachdem die Stiftung mehrere Jahre lang zu integrierten ländlichen Entwicklungsprojekten in der Region Wogdi beigetragen hat, liegt der aktuelle Fokus seit Ende 2020 auf der ganzheitlichen Entwicklung des Bezirks Nono Benja, rund 275 Kilometer südwestlich von Addis Abeba.

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