Bioanbau schafft Zukunftschancen für Indiens indigene Jugend

Die „Farmversity" ermöglicht es benachteiligten jungen Menschen, zu Vorreitern im ökologischen Landbau und Sozialunternehmern zu werden. Die Initiative spielt eine entscheidende Rolle in unserer Vision, den gesamten Bezirk Jhadol in ein blühendes Zentrum für ökologische Landwirtschaft zu verwandeln.

Hintergrund

Die sogenannte Grüne Revolution brachte in Indien den industrialisierten Monokultur-Anbau mit sich, der stark auf chemische Hilfsmittel und genetisch verändertes Saatgut setzt. Diese Herangehensweise hat zu einem deutlichen Rückgang der Vielfalt einheimischer Nahrungsmittel geführt und negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sowie die Widerstandsfähigkeit natürlicher Ökosysteme verursacht.

Angesichts der kontinuierlich steigenden Kosten für chemische Mittel, sinkender Erträge und des Wettbewerbs mit günstigeren, importierten Produkten gerieten immer mehr Bauern in eine finanzielle Notlage und nahmen sich tragischerweise ihr eigenes Leben. Darüber hinaus trägt die schulische Bildung dazu bei, die Würde der Bauern zu mindern und das ländliche Leben als weniger attraktiv erscheinen zu lassen. Stattdessen werden in Lehrbüchern und im Unterricht gezielt städtische Lebensstile idealisiert, was die Massenmigration in die Städte weiter vorantreibt und zur Aufrechterhaltung eines stetigen Reservoirs an billigen Arbeitskräften in städtischen Gebieten führt.

Auch im Bezirk Jhadol in Rajasthan, etwa eine Stunde von der beliebten Touristenstadt Udaipur entfernt, bestehen diese Probleme weiterhin. Die örtliche Bevölkerung, die sich hauptsächlich aus indigenen Gruppen zusammensetzt, kämpft darum, ihre landwirtschaftlichen Lebensgrundlagen aufrechtzuerhalten. Viele indigene Jugendliche brechen zudem aus verschiedenen Gründen vorzeitig die Schule ab. Sie sind häufig frustriert und schämen sich – beeinflusst von dem, was ihnen in der Schule vermittelt wurde – für ihre ländliche Lebensweise. Deshalb suchen sie häufig Tagelohnarbeit in nahegelegenen Städten.

Dennoch sind wir davon überzeugt, dass die allzu vertraute Geschichte der städtischen Migration und des Verlusts kultureller Identität und biologischer Vielfalt in eine andere, positive Erzählung umgewandelt werden kann. Durch die Revitalisierung der lokalen Landwirtschaft mittels biologischen Anbaus, die Bereitstellung von Lernangeboten, die auf den lokalen Kontext zugeschnitten sind, und die Wiederherstellung gesunder Ökosysteme hat Jhadol das Potenzial, zu einer Modellregion für ganz Indien zu werden. In diesem Zusammenhang haben wir gemeinsam mit unserem Projektpartner Shikshantar die „Farmversity“ ins Leben gerufen – eine „Universität“ für angehende Biobauern und Unternehmer, die im Bereich der ökologischen Landwirtschaft tätig sein möchten.

Junge Menschen werden zu Pionieren der regionalen Bio-Landwirtschaft

Die Farmversity-Initiative spielt eine entscheidende Rolle in der Gesamtstrategie zur Umwandlung des gesamten Bezirks Jhadol, der etwa 250.000 Menschen beherbergt, in eine vollständig ökologische Anbauregion. Sie ermöglicht es indigenen Jugendlichen, umfassende Fähigkeiten in allen Aspekten der ökologischen Landwirtschaft zu erlernen. Auf diese Weise eröffnen sie sich selbst Zukunftsperspektiven und tragen zur Entwicklung neuer Möglichkeiten für ihre lokale Gemeinschaft bei.

Durch ihr umfassendes Programm vermittelt die Farmversity der jungen Generation wertvolles Wissen, Fachkenntnisse und eine tiefe Wertschätzung für die Prinzipien und Praktiken des nachhaltigen Landbaus. Dabei erwerben die Teilnehmer Fähigkeiten in Bereichen wie dem Anbau heimischer Pflanzen, der Regeneration von Boden und Wasser, der Tierhaltung, gesunder Ernährung, Lebensmittelverarbeitung, Marketing und Kommunikation sowie sozialem Unternehmertum.

Nach dem dreimonatigen Programm können die Teilnehmer der Farmversity selbst über ihre Zukunft entscheiden. Einige gehen zurück auf ihre Familienfarmen und nutzen ihr Wissen, um auf ökologischen Landbau umzusteigen. Dabei profitieren sie von den Kontakten und neuen Absatzmärkten, die durch Shikshantar und das Farmversity-Programm aufgebaut werden. Den anderen Teilnehmenden stehen verschiedene Berufsmöglichkeiten offen, wie das Management von „Gaushalas“ (spezialisierte Einrichtungen zum Schutz alter und „unproduktiver“ Kühe), Tierhaltung, Eventmanagement, Kochen und Catering, Wasserwirtschaft, nachhaltiger Tourismus, und der Betrieb von Baumschulen oder von Bioressourcenzentren, die organische Pestizide und Dünger sowie Schulungen für einheimische Bauern anbieten.

Um ihre gewählten Wege zu unterstützen, bietet Shikshantar durch sein umfangreiches Partnernetzwerk weitergehende Lernmöglichkeiten an. Darüber hinaus erhalten ausgewählte Teilnehmer der Farmversity Startkapital, um ihre eigenen Initiativen im Bereich der ökologischen Landwirtschaft zu gründen.

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