Freies und selbstbestimmtes Lernen in Bangladesch einführen

„Nooks“ sind Bildungszentren für selbstbestimmtes Lernen, oder – kurz und knapp – „Schulen ohne Lehrende“. Sie ermöglichen es den Mitgliedern einer lokalen Gemeinschaft, ihre eigenen Lernprojekte basierend auf individuellen Interessen und Bedürfnissen durchzuführen. Zusammen mit dem Verein Initiative für Neue Bildung e.V. und der indischen Nicht-Regierungsorganisation Project DEFY hat die knodel foundation mit der Barishal City Nook das erste Bildungszentrum dieser Art in Bangladesch gegründet.

Hintergrund

Der freie Zugang zur Bildung ist eine Grundvoraussetzung zur vollen Entfaltung unserer Möglichkeiten. Allerdings kommt es ebenso darauf an, was für eine Art von Bildung wir erhalten. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass – trotz weltweit drastisch steigender Einschulungsquoten – die globale Ungleichheit immer weiter steigt. Dies liegt auch an einem während der industriellen Revolution entstandenen Bildungssystem, welches darauf ausgerichtet ist, gefügsame und passive Arbeitende anstatt kreative, eigenständige und kritisch denkende Menschen hervorzubringen.

In Bangladesch – wie in vielen Ländern des globalen Südens als auch des Nordens – ist die Qualität der Bildungsangebote darüber hinaus stark abhängig von der sozialen Herkunft. Dies alles führt dazu, dass Menschen aus sozial und ökonomisch benachteiligten Gemeinden oft kaum Chancen haben, aus dem Kreislauf der Armut auszubrechen.

Nooks (Zentren für selbstbestimmtes Lernen) wollen diese Situation grundlegend ändern: Unterstützt von einem Facilitator und ausgestattet mit Laptops, Internet, Technik, Elektronik und Werkzeugen, sowie mit diversen, oft recycelten Materialien und Ressourcen ermöglichen es benachteiligten Jugendlichen, ihre eigenen Lernprojekte zu kreieren und sich ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen.

Lernen, was man will

Durch das zweimonatige Einführungsprogramm zu selbstbestimmtem Lernen und jeweils drei Monate langen Projektzyklen für die Umsetzung ihrer eigenen Ideen und Projekte, eignen sich die Lernenden konkrete neue Fähigkeiten und neues Wissen an. Aus dem Gelernten können neue Ideen, eigenständige Initiativen und einzigartige Projekte entstehen, welche es den Lernenden ermöglichen, sowohl neue Existenzgrundlagen für sich und andere zu finden und selbst zu kreieren, als auch das Miteinander in der lokalen Gemeinde durch gemeinsame Projekte zu verbessern.

Besucht man eines der Lernzentren, trifft man zum Beispiel ein junges Mädchen, das Englisch mit Hilfe von verschiedenen Online-Tools lernt; einen Jungen, dessen Traum es ist, eine Drohne mit erschwinglichen Materialien herzustellen; den Sohn eines Bauern, der mit organischen Düngemitteln experimentiert, um das Einkommen seiner Familie zu verbessern; oder eine Gruppe Jugendlicher, die umweltfreundliche Produkte entwickeln und vermarkten wollen.

Anders als in Schulen, gibt es in Nooks keinen Wettbewerb und falschen Ehrgeiz, besser als die oder der andere sein zu müssen. Stattdessen unterstützen sich die Lernenden gegenseitig und lernen miteinander anstatt gegeneinander. Eine wichtige Rolle hierbei spielt auch generationenübergreifendes Lernen, bei dem Menschen jeglichen Alters zusammen lernen können – und nicht wie in der Schule nach Altersgruppen getrennt werden. Nooks haben in der Regel Lernende im Alter von 8 bis 80 Jahren, die zusammen an Projekten arbeiten.

Das Nook-Konzept stammt von der indischen Organisation Project DEFY („Design Education For Yourself“), die das Modell bereits erfolgreich in Indien und mehreren afrikanischen Ländern umsetzt. Die Barishal City Nook wird von der Barishal Youth Society (BYS) betrieben. BYS ist die größte Jugendorganisation im Süden Bangladeschs mit 10.000 aktiven Mitgliedern. Ein Schwerpunkt der Organisation sind Projekte im Bereich Bildung, Gleichberechtigung, und nachhaltige Entwicklung. Die knodel foundation ist der alleinige finanzielle Träger der Barishal City Nook.

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