Im Mai 2022 hatte ich die Gelegenheit, die Arbeit unseres neuesten Projektpartners, Yunus Social Business (YSB), vor Ort in Uganda kennenzulernen. YSB – eine Initiative des bangladeschischen Nobelpreisträgers Muhammad Yunus – fungiert als eine Art globaler Anlagefonds, der in lokale Sozialunternehmen (social businesses) investiert, welche einen klaren Mehrwert für die ärmsten Bevölkerungsschichten erzeugen. In Uganda unterstützt YSB vor allem Sozialunternehmen aus dem Agrarsektor, welcher nach wie vor mehr als 70 % der arbeitenden Bevölkerung beschäftigt.

Für Sozialunternehmen – welche nicht auf maximalen Profit ausgerichtet sind, sondern im Kern einen wichtigen sozialen Zweck verfolgen und diesen mit wirtschaftlicher Tragfähigkeit vereinen – ist es oftmals extrem schwierig an Geldmittel zu kommen, vor allem in der Gründungsphase. Das liegt daran, dass Banken als Finanzierer in der Regel ausfallen, weil sie sich nicht um frühphasige oder vermeintlich riskante Geschäftsmodelle kümmern. Auch Mikrofinanzunternehmen sind aufgrund der oft horrenden Zinsen meist keine Alternative. Ein gesellschaftlich noch begrenztes Verständnis und die damit verbundene relativ geringe Akzeptanz für das social business Geschäftsmodell kommen als weitere Hindernisse noch hinzu.

Genau hier setzt YSB an, welches langfristig in junge Sozialunternehmen investiert und diesen darüber hinaus in Bereichen wie technisches Know-How, Marktzugang, Beschaffung & Vertrieb und allgemeiner Strukturaufbau beratend zur Seite steht.

Gegründet vor 10 Jahren hat YSBs Unternehmensportfolio nach eigenen Angaben ein neues Einkommen für 1,3 Millionen Menschen geschaffen, die von den geförderten Sozialunternehmen beschäftigt werden. Darüber hinaus haben diese Unternehmen das Leben von über 17 Millionen Menschen aus benachteiligten Verhältnissen verbessert, indem sie ihnen erschwingliche und einfach zugängliche Produkte und Dienstleistungen in Bereichen wie zum Beispiel Trinkwasserversorgung, Gesundheitsfürsorge, Bildung und Nahrung/gesunde Ernährung anbieten.

In Uganda hatte ich nun die Möglichkeit, drei solcher Sozialunternehmen zu besuchen und deren Gründer*innen, Beschäftigten und Kund*innen näher kennenzulernen. Angekommen in Ugandas Hauptstadt Kampala ging es in die Stadt Jinja, malerisch gelegen am Weißen Nil, der sich durch das nimmersatte Grün Ost-Ugandas schlängelt und sich im Sudan schließlich mit dem Blauen Nil vereinigt.  

Inmitten der malerischen Landschaft Ost-Ugandas liegt der Sitz des Sozialunternehmens Bio Green Energy (BGE), welches einen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen hat. BGE produziert und vertreibt  umweltfreundliche Briketts, hergestellt aus recycelten Bioabfällen. 

Damit löst das Unternehmen mehrere Probleme auf einmal: Zum einen haben BGEs Kund*innen nun einen erschwinglichen Zugang zu recyceltem und lange brennenden Brennmaterial und sind damit nicht mehr darauf angewiesen, die lokalen Wälder auf der Suche nach Brennholz zu rohden. Zum anderen löst die Nutzung von rauchfreien Briketts eines der dringendsten öffentlichen Gesundheitsprobleme auf dem afrikanischen Kontinent: Luftverschmutzung in Innenräumen durch ineffiziente traditionelle Holzöfen und das Kochen auf offener Flamme. Die langfristige Folge sind starke Rauchvergiftungen, die oftmals bis zum Tod führen. 

BGEs Briketts, die bereits von mehr als 20000 Menschen aus benachteiligten Verhältnissen erworben wurden, haben das Potenzial, dieses Szenario nachhaltig und auf breiter Front zu verändern. Deshalb ist BGE ein eindrucksvolles Beispiel für mich, wie auf unternehmerische Art und Weise ein sozialer und umweltfreundlicher Mehrwert geschaffen wird.  

Ein weiteres Beispiel hierfür ist Acila Enterprises (AE). Das Sozialunternehmen arbeitet mit mehr als 9000 Kleinbauern zusammen, viele davon sind Frauen. Ziel des Unternehmens ist es, den Kleinbauern ein verlässliches und angemessenes Einkommen zu ermöglichen. Dafür stellt AE verbessertes Saatgut zur Verfügung, stattet die Bauern mit modernem Equipment aus und bietet Training und Schulungen zu effizienteren Anbaumethoden an. Die von den Kleinbauern so kultivierten Erzeugnisse wie Sojabohnen, Hirse und Reis werden dann zu einem fairen Preis von AE gekauft und an Großmärkte im ganzen Land weiterverkauft. 

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir hier die Begegnung mit einem Kleinbauern, der durch das Training von AE neue Anbaumethoden anwendet und effektivere Düngemittel einsetzt, was seine Erträge nachhaltig gesteigert hat. Dadurch ist er momentan in der Lage, auf einem kleinen Stück Land von etwa 1,6 Hektar seine Frau und 8 Kinder zu ernähren. Dennoch sorgt er sich um die Zukunft seiner Familie, da das Stück Land bei Weitem nicht ausreicht, um später einmal auf alle 8 Kinder aufgeteilt zu werden. Für seine Kinder wünscht er sich vor allem eines: Einen „white collar job“, also nach dortigem Verständnis einen Beruf abseits des harten Farmerdaseins.

Interessant an dem Besuch bei Acila Enterprise war auch, dass dies ein Unternehmen ist, welches schon seit längerer Zeit mit YSB zusammenarbeitet und den break-even demnächst geschafft haben wird. Damit ist AE bald in der Lage, das investierte Geld mit geringer Verzinsung an YSB zurückzuzahlen, welches dann wiederum in neue, noch relativ am Anfang stehende Sozialunternehmen investiert wird. So wird jeder gespendete Euro mehrfach verwendet.

Ein noch junges Unternehmen in das YSB gerade erst investiert hat ist die Eastern Agriculture Development Company (EADC), das dritte und letzte Sozialunternehmen auf meiner Uganda Reise. Hier hat mich, ähnlich wie bei Bio Green Energy, der ganzheitliche, vorausschauende Ansatz des Unternehmens begeistert.

Sheila Alumo, die Unternehmensgründerin von EADC, stammt selbst aus ärmlichen Verhältnissen und musste sich schon in jungen Jahren um den Lebensunterhalt ihrer Familie kümmern als die Eltern starben. Doch trotz aller widriger Umstände schaffte sie es, als erfolgreiche Anwältin in Kampala zu arbeiten. Sheilas Hauptantrieb ist es aber, ihre lokale Gemeinde zu unterstützen und besonders den vielen Kleinbäuerinnen in der Umgebung dabei zu helfen, ein höheres Einkommen zu erwirtschaften. Dies alles setzt sie nun mit ihrem sozialen Geschäftsmodell erfolgreich in die Tat um.

Die Idee für ihr social business kam Sheila als sie bemerkte, dass kaum jemand in ihrer Gemeinde Bohnen anbaute, obwohl diese relativ wenig Wasser verbrauchen und viel Protein und Eisen bieten – in einer Region in der viele Menschen unter Mangelernährung leiden ein großer Mehrwert. Eines der Hauptprobleme für den gewinnbringenden Anbau von Bohnen ist, dass sich nur begrenzt Abnehmer*innen hierfür finden. Dies liegt vor allem daran, dass herkömmliche Bohnen in der Dose zu teuer für die lokale Bevölkerung sind. Zudem ist die Kochzeit für Bohnen extrem lang, es wird sehr viel Brennmaterial benötigt, was wiederum viel Energie verschwendet. 

Das Geschäftmodell von Sheila Alumo ist so einfach wie genial: Den Kleinbauern und vor allem Kleinbäuerinnen wird kostengünstiges Saatgut für eine besonders trockenheitsresistente und eisenreiche Bohnensorte angeboten. Mit Hilfe von Trainings und Workshops lernen die Bauern und Bäuerinnen besonders effektive und ertragreiche Kultivierungsverfahren kennen und beginnen mit dem Bohnenanbau. Alle Kleinbauern (bisher mehr als 3500), die mit EADC zusammenarbeiten, können die Bohnen dann zu einem fairen Preis an das Sozialunternehmen verkaufen. Die Bohnen werden anschließend vorgekocht, eingeschweißt und zu einem für die lokale Bevölkerung erschwinglichen Preis verkauft.

Zusammengefasst bietet Sheilas Ansatz eine Win-Win-Win Situation: Kleinbäuerinnen erhalten ein zusätzliches und verlässliches Einkommen durch den Anbau von Bohnen; die lokale Bevölkerung, vor allem aus den ärmeren Schichten, erhält einen erschwinglichen Zugang zu nahrhaften Essen; und die Umweltbelastung wird durch die geringere Kochzeit  der vorgekochten Bohnen – 15 Minuten anstatt 2 Stunden – deutlich reduziert.

Der Besuch dieser drei Unternehmen, das Kennenlernen ihrer innovativen Geschäftsmodelle und die vielen Gespräche mit den Unternehmer*innen und der lokalen Bevölkerung haben mich auch darin bestärkt, unser Engagement im Bereich social business weiter auszubauen. 

Für die knodel foundation ist es wichtig, Ansätze zu fördern, die es den Menschen vor Ort ermöglichen, ihre eigenen Probleme zu lösen und neue transformative Ideen, zugeschnitten auf den lokalen Kontext, umzusetzen. Mit dem social business Modell kann dies auf nachhaltige Art und Weise gelingen, indem sich Sozialunternehmen idealerweise nach einiger Zeit und einer gewissen Anschubhilfe selbst tragen und eine Gewinnmarge erzielen, die es ihnen erlaubt, unabhängig von immer neuen Spendengeldern zu werden.      

Die gerade gestartete Zusammenarbeit mit YSB ermöglicht es uns dabei auch Kleinstunternehmen und deren Ideen zu unterstützen, die wir anderweitig gar nicht erst ausfindig machen könnten. YSB hat in jedem Land, in dem es aktiv ist, eigene Mitarbeiter*innen, die vielversprechende Sozialunternehmen identifizieren, die Kontakte herstellen und insgesamt unglaublich gut vernetzt sind. Dies ist mir während meiner Reise immer wieder aufgefallen. So besitzt der Direktor von YSB in Uganda, Richard Tugume, ein unglaublich tiefes Verständnis der jeweiligen Geschäftsmodelle, verfügt über ein sehr umfangreiches Wissen im Agrarsektor und kann auf ein extrem großes Netzwerk im Land zurückgreifen.

Ein weiterer Vorteil unserer Zusammenarbeit mit YSB besteht darin, dass jeder von der knodel foundation gespendete Euro mehrfach verwendet wird und somit ein dauerhafter Kreislauf mit Multiplikator-Effekt entsteht. Nachdem ein gefördertes Unternehmen sein Darlehen mit geringer Verzinsung an YSB zurückgezahlt hat, wird das Geld direkt wieder in neue Sozialunternehmen investiert die noch am Anfang ihrer Reise stehen und das Potenzial haben, das Leben von Tausenden Menschen aus benachteiligten Verhältnissen langfristig zu verbessern.

Anfang November ging es nach fast zweijähriger Coronapause erstmalig wieder auf Projektreise. Patrick Knodel, Vorstand der knodel foundation, flog nach Südafrika, um unseren Projektpartner AMANDLA zu besuchen und sich ein Bild vor Ort zu machen.

Ganzheitliches Angebot

AMANDLA hat an unterschiedlichen Standorten weltweit sogenannte Safe-Hubs ins Leben gerufen. Safe-Hubs sind sichere Anlauforte, an denen über spielerische und niedrigschwellige Angebote ein pädagogischer Zugang zu benachteiligten Kindern und Jugendlichen aufgebaut wird. Dabei dient die Infrastruktur rund um die Fußballplätze dazu, Partnerorganisationen aus den Bereichen Bildung, Social Business und Gesundheit zu einem ganzheitlichen Angebot zu vereinen. Die sogenannten „Playmaker“ vermitteln den Teilnehmenden dabei sowohl grundsätzliche Life-Skills als auch Fair-Play-Elemente im Sport. Angesiedelt sind die Safe-Hubs direkt in sozialen Brennpunkten, um vor allem benachteiligte junge Menschen gut zu erreichen.

Patrick besuchte insgesamt fünf Safe-Hubs – davon zwei in Kapstadt und drei im Großraum Johannesburg. Alle Einrichtungen sind in, zwischen oder am Rande von Townships gelegen, also in extrem armen Gegenden mit hoher Bevölkerungsdichte und hoher Kriminalitätsrate. Alle Safe-Hubs richten sich an Kinder ab sechs Jahren, die bis ins junge Erwachsenenalter hinein einen Ort besuchen können, der ihnen physische und emotionale Sicherheit bietet und an dem Spaß und freie Entfaltung im Vordergrund stehen. Das Aufwachsen in einem Umfeld hoher Arbeitslosigkeit, Gewalt und Kriminalität prägt die Kinder. Durch ihre gesellschaftlich benachteiligte Situation haben sie von Geburt an ein besonders hohes Risiko, destruktive und unsoziale Verhaltensmuster wie beispielsweise Drogenkonsum zu entwickeln oder in die Fänge organisierter Banden zu geraten. 

Die Safe-Hubs wollen allen jungen Besucher*innen eine echte Perspektive bieten: Das Angebot umfasst qualitativ hochwertige Freizeit- und Bildungsprogramme, die Sport, sinnvolle Beschäftigung und persönliche Weiterentwicklung in den Mittelpunkt stellen. Auch Schulen nutzen die Sportplätze für Sportunterricht, es gibt schnelles Internet, digitale Services, Angebote für Nachhilfe und Unterstützung bei der Vermittlung von Ausbildungsplätzen.

Eine sichere Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche

Patrick wurde in allen Einrichtungen sehr herzlich begrüßt und überall umfassend über das spezifische Angebot vor Ort informiert. In Gesprächen mit den Coaches, Pädagogen, dem Management und natürlich den Kindern und Jugendlichen selbst konnte er sich ein umfassendes Bild von der Arbeit und Wirkung der Safe-Hubs machen. Besonders beeindruckt war er von dem altersspezifischen Angebot: Liegt bei den Fünf- bis Zehnjährigen der Fokus auf der Förderung des strukturierten Spielens in einer gemeinschaftlichen Atmosphäre, ist es bei den Elf- bis 16-Jährigen eher das positiv kompetitive, aber mannschaftsorientierte Fußballspiel. Ab 17 Jahren dreht sich in Vorbereitung für den Arbeitsmarkt alles rund ums Thema (Aus-)Bildung und Beruf. Begleitet werden sie dabei von sogenannten Playmakern, die die Kinder als Coaches und Trainer*innen begleiten, zuhören und sich den Problemen fürsorglich annehmen. Und diese Jobs sind heiß begehrt: Pro Jahr gehen mehrere hundert Bewerbungen ein – darunter eine Vielzahl von ehemaligen Teilnehmer*innen der Safe-Hubs – ein Beweis, dass der Ansatz nachhaltig wirkt.

Einer der Teilnehmer erzählte Patrick davon, wie gerne er an Turnieren im Safe-Hub teilnimmt. Diese werden häufig am Wochenende und in den Abendstunden veranstaltet, um die Kinder und Jugendlichen von Alkoholkonsum und Kriminalität fernzuhalten. Neben der sportlichen Leistung werden hier im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes auch Softskills wie Teamgeist und Fairness bewertet. Dazu gehört auch die grundlegende Disziplin, pünktlich zum Training zu erscheinen sowie respektvoll mit Trainer*innen, dem Team und den Gegner*innen umzugehen.

Ausblick

Übergreifendes Ziel von AMANDLA ist es, mit ihrem Social Franchise System bis 2030 hundert Safe-Hubs in ganz Südafrika aufzubauen. Darüber hinaus entsteht derzeit erstmals außerhalb von Südafrika im Berliner Stadtteil Wedding der erste Safe-Hub in Deutschland. Weitere Einrichtungen sind u.a. in Philadelphia in den USA geplant.

Die knodel foundation wird den weiteren Roll-Out des Safe-Hub-Konzept in Südafrika auch in den kommenden Jahren weiter fördern.

Wie eine App uns dabei hilft, solidarisch einzukaufen

Ab dem 23. März galten aufgrund von COVID-19 auch in Deutschland für einige Wochen bundesweite Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen. Mitten im Lockdown beschloss eine Gruppe aus Sozialunternehmer*innen und Freiwilligen, aktiv zu werden und ihren ganz eigenen Beitrag zur Nachbarschaftshilfe zu leisten. Sie entwickelten die App „Bring&Ring“, eine Plattform für Privatpersonen zur Koordination von Einkaufshilfen. Die knodel foundation begleitete den Entstehungsprozess und unterstützte die ehrenamtlichen Entwickler*innen finanziell bei ihrem Vorhaben. Darüber hinaus wurde das Projekt durch private Spenden gefördert.

Zum Hintergrund

Die App entstand aus dem Bedürfnis heraus, Unterstützung für diejenigen zu leisten, die sich aufgrund von COVID-19 oder der getroffenen Schutzmaßnahmen nicht ohne fremde Hilfe außerhalb der Wohnung bewegen können. Denn nicht alle Personen können in Zeiten einer Ausgangs- oder Kontaktbeschränkung auf Nachbar*innen und Familie zurückgreifen. Das betrifft nicht nur Personen der Risikogruppen, sondern beispielsweise auch ihre Angehörigen, Alleinerziehende im Homeoffice oder Personen in systemrelevanten Berufen. Was könnten diese Personen benötigen? Was könnte sie entlasten? So entstand die Idee eines nachbarschaftlichen Bring- und Abholservice.

Wie funktioniert die App Bring & Ring?

Jede Person, die nicht aus dem Haus kann oder sollte, kann ihren Einkaufszettel in die App laden. Freiwillige führen den Einkauf aus und stellen ihn anschließend vor die Haustür der auftraggebenden Person. Der Service ist umsonst, der Einkauf kann über die App bezahlt werden und auf freiwilliger Basis ein Trinkgeld als Dankeschön gegeben werden. Die App ist kostenlos und ermöglicht komplett kontaktloses Einkaufen inklusive der Organisation und Abwicklung von Bezahlvorgängen. Mithilfe der App tragen alle zusammen mit digitalen Mitteln dazu bei, einander zu helfen und gesund zu bleiben – auch außerhalb der Corona-Krise.

Mehr zum Projekt unter:

Bild: Laura Preising und Lisa Hantke

Engagement zur ganzheitlichen Förderung junger Menschen

Freie Entfaltung in sicherer Umgebung

Mit dem Aufbau von nachhaltigen Sportbildungszentren konzentriert sich die Organisation AMANDLA auf die Unterstützung und Förderung von jungen Menschen. In den sogenannten Safe-Hubs® können alle Teilnehmer*innen unabhängig von Herkunft, Sozialisierung und Geschlecht ihr Potenzial frei entfalten. Ziel ist es, ihnen einen Ort der Sicherheit zu bieten, an dem sie im Rahmen des Fußballsportzentrums Unterstützung in den Bereichen Gesundheit, (Aus-)Bildung und Persönlichkeitsentwicklung erfahren.

AMANDLA betreibt momentan vier solcher Safe-Hubs® in strukturschwachen Regionen Südafrikas, weitere sind in Bau und Planung. Wöchentlich nehmen circa 1500 Kinder und Jugendliche an den verschiedenen Angeboten der einzelnen Bildungszentren teil. Die knodel foundation unterstützt den Safe-Hub® in Gugulethu-Manenberg nahe Kapstadt bei der Entwicklung von Lösungen zur nachhaltigen Nutzung moderner Energie, Bewirtschaftung von Wasser und nachhaltigen Landwirtschaft.

Eine Chance auf (Aus-)Bildung für Menschen mit Behinderungen

Das Star Mountain Rehabilitation Center der Herrnhuter Missionshilfe in Ramallah, Palästina unterstützt, betreut und fördert Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen. Teil des Zentrums sind ein integrativer Kindergarten, eine Förderschule sowie ein berufliches Förderzentrum. Ziel ist es, den Menschen einen Zugang zu Bildung und Ausbildung sowie Rehabilitation zu ermöglichen und somit auch Integration und Inklusion zu fördern. Das ganzheitliche Programm des Zentrums soll somit zur Veränderung des Bewusstseins in der Gesellschaft für die Rechte von Menschen mit Behinderungen beitragen.

Daher bietet das Zentrum neben der sonderpädagogischen, physio- und ergotherapeutischen Betreuung von Menschen mit Behinderungen aller Altersgruppen auch eine Unterstützung der Angehörigen an. Sozialarbeiterinnen, Physio- und Kunsttherapeutinnen bestärken durch Hausbesuche die betroffenen Familien und tragen damit zur sozialen Integration von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft bei. Das Star Mountain Rehabilitation Center finanziert sich überwiegend durch Spenden. Kleinere Tätigkeiten und landwirtschaftliche Projekte der Berufsschüler*innen tragen aber auch dazu bei, dass die Arbeiten der Einrichtung zusätzlich finanziert werden können.

Bereicherung der öffentlichen Debatte mit Crowd-finanzierten Werbeflächen

Die gemeinnützige Crowdfunding-Plattform Spreadwords mietet deutschlandweit Werbeflächen an, um gesellschaftlich relevante Themen in die öffentliche Debatte einzubringen. Ziel ist es, die öffentliche Meinung durch Kampagnen rund um Themen wie Völkerverständigung, Tierrechte, Nachhaltigkeit und Bewusstseinsbildung zu bereichern. Die knodel foundation unterstützt sie bei diesem Vorhaben.

Die Themenvorschläge, die Gestaltung sowie die Finanzierung der Kampagnen erfolgen vollständig durch das Publikum. Damit künftig auch jüngere Generationen in gesellschaftliche Debatten einbezogen werden und Selbstwirksamkeit erfahren können, möchte Spreadwords sie an die Themen hinter den Kampagnen heranführen. In Zusammenarbeit mit Schul- und Hochschulprojekten sollen diese Kampagnen erarbeitet und umgesetzt werden.

Förderung des Sozialunternehmens Amar Khamar

Fairer Marktzugang für Kleinbauern in Westbengalen

Kleinbauern in Indien leben oft am Rande des Existenzminimums und sind abhängig von Mittelmännern zum Verkauf ihrer Produkte. Sie erhalten vom Verkaufspreis nur einen geringen Anteil und wissen nicht, welchen Preis der Endkonsument wirklich bezahlt. Hinzu kommt, dass der Mehraufwand für nachhaltige Anbaumethoden sich durch diese Vertriebsstrukturen nicht rentiert, weshalb nach wie vor viele Kleinbauern unter Einsatz schädlicher Chemikalien anbauen.

Förderung einer fairen und nachhaltigen Produktion

Das Projekt Amar Khamar setzt genau hier an und ermöglicht den Kleinbauern mit Hilfe einer Online-Plattform sowie eines Ladens in Kolkata (früher: Kalkutta) ihre ökologisch angebauten Produkte direkt an den Kunden zu verkaufen. Derzeit umfasst das Angebot über 20 einheimische Reissorten, Gewürze, Linsen und Honig. Das Ziel ist es, durch verbesserte, umweltfreundlichere Anbaumethoden das Einkommen der Kleinbauern zu steigern und die Produktion nachhaltiger zu gestalten. Die große Mehrheit der Kleinbauern von Amar Khamar sind Frauen, denn in diesen Regionen ist es üblich, dass Frauen Landwirtschaft betreiben, während die Männer als Tagelöhner arbeiten. Das gesteigerte Einkommen der Kleinbäuerinnen kommt also direkt der Familie und vor allem den Kindern zugute.

Das Ziel: ein selbstbestimmtes Leben

Seit Oktober 2019 unterstützt die knodel foundation über den ChildFund Deutschland e.V. das Sozialunternehmen. Mit der Hilfe der Stiftung soll Amar Khamar weiterentwickelt und zu einem etablierten Social Business werden. So können mehr potenzielle Kunden erreicht und der Umsatz für die Kleinbäuerinnen erhöht werden. Durch Trainings und Vermittlung von Kenntnissen im Marketing kann ihnen gezeigt werden, wie sie ihre Produkte über Amar Khamar verkaufen. Die Kleinbäuerinnen und ihre Familien erwerben so langfristig die Fähigkeiten, sich von ihrer Abhängigkeit zu befreien und ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Darüber hinaus werden durch Amar Khamar der nachhaltige Konsum gefördert und Kunden dafür sensibilisiert, welche Wirkung alternatives Konsumverhalten haben kann.

Leidenschaftliche Visionäre

Projektreise mit STAY nach Ostafrika

Lokale Sozialunternehmer*innen vernetzen

Weil es zum Selbstverständnis unserer Stiftungsarbeit gehört, alle Projekte und Partner persönlich zu kennen, waren wir besonders gespannt auf unsere Reise zur „Stay Alliance“ diesen Sommer nach Kenia und Uganda. Der Ansatz des von der Stuttgarter Stiftung „STAY“ durchgeführten Projekts passt perfekt zu unserer Vorstellung von moderner Entwicklungszusammenarbeit: lokale Sozialunternehmer miteinander vernetzen und ihnen eine Plattform bieten, über die sie die Wirksamkeit ihrer Ideen und Projekte vervielfachen können. So werden sie dabei unterstützt, Entwicklungsprozesse in ihrem Land vollständig selbst in die Hand zu nehmen, nachhaltig Einkommen zu generieren sowie Armut und Abhängigkeiten zu überwinden.

So viele Menschen wie möglich erreichen

Erster Stopp unserer Reise ist Nairobi. Hier besuchen wir die „Angaza Stay Alliance“, die erst im Frühjahr 2018 ihre Arbeit aufgenommen hat. „Angaza“ bedeutet auf Suaheli „Erleuchten“ und steht im übertragenen Sinne für den Auftrag des Bündnisses: Neues Licht und Perspektiven schenken, um nachhaltige Entwicklung und Zusammenarbeit voranzutreiben. Nachdem wir uns intensiv mit Mitarbeiter*innen und Mitgliedern über das Konzept der Allianz, aktuelle Herausforderungen und Pläne ausgetauscht haben, besuchen wir in den kommenden Tagen Unternehmer*innen, die gerne Mitglied in der Allianz werden wollen oder es bereits sind. Wir wollen jetzt weg von der Theorie und einen echten Einblick in Sozialunternehmen gewinnen, sehen, welche Wirkung die Projekte auf die Menschen haben. Als erstes treffen wir Esther, die bereits seit 15 Jahren südwestlich von Nairobi in den Ngong-Bergen eine Ökoschulungsfarm unterhält, auf der sie anderen Bauern beibringt, Bioprodukte anzubauen und sie zu vermarkten. Von einer Mitgliedschaft in der Allianz erhofft sie sich, eine bessere Vernetzung mit anderen Unternehmer*innen sowie Know-how, wie sie finanziell unabhängig von Spenden werden kann. Im Gespräch wird deutlich, wie groß ihre Motivation ist, mit ihrem Projekt so viele Menschen wie möglich zu erreichen, um die Idee der ökologischen Landwirtschaft bekannter zu machen und Armut zu beseitigen.

Ein paar Kilometer nördlich treffen wir auf einem kleinen Privatgrundstück Beth, die seit vielen Jahren immer wieder Workshops bei Esther bucht und uns nun stolz durch ihren Garten führt. Sie hat ihre Erträge durch die Umstellung auf biologische Landwirtschaft nicht nur verdoppeln können, sondern baut jetzt viel mehr verschiedene Produkte als vorher in Mischkultur an. Damit kann sie ihre Familie ganzjährig selbstversorgen und geniert darüber hinaus ein eigenes Einkommen, indem sie überschüssige Erträge auf dem lokalen Markt verkauft.

Simple Technik, große Wirkung

Wir reisen weiter Richtung Südosten, in die Gegend um Machakos, eine geographisch wasserarme Region. Hier schauen wir uns die Arbeit der Organisation Utooni an, die benachteiligte Gemeinden, die auf trockenem oder halbtrockenem Land leben dabei unterstützt, ihre Wasserversorgung zu verbessern. Unter anderem schulen sie Menschen darin, Sanddämme zu errichten, die bewirken, dass Flussbetten auch in der Trockenzeit Wasser speichern. Bisher hat Utooni rund 1.500 solcher Dämme errichtet und dazu beigetragen, dass die tägliche Zeit, die Menschen mit der Wasserbeschaffung verbringen von sechs Stunden auf 54 Minuten reduziert werden konnte. Die Technik ist simpel und langlebig, die Kosten gering, die Wirkung groß: Die Gemeinden haben ganzjährig Wasser für Selbstversorgung und Landwirtschaft, die Hygienestandards verbessern sich, die Community wird als Ganze gestärkt. Auch das wollen wir in der Praxis sehen und besuchen im Anschluss die Landwirtin Dorkas, deren Farm über das in einem Sanddamm gestaute Wasser bewässert wird. Wir sind beeindruckt, wie grün und gesund ihre Beete aussehen, obwohl es hier schon seit Wochen nicht geregnet hat. Spätestens hier fällt uns auf, dass die Mehrzahl der Sozialunternehmer*innen, die wir in Kenia kennenlernen konnten, Frauen waren.

Kein Mangel an Ideen

Von Nairobi reisen wir weiter nach Kampala. Hier in Uganda hat STAY 2017 ein Pilotprojekt gestartet. Die hiesige LATEK Stay Alliance („Latek“ bedeutet auf Acholi „Zusammen“) besteht inzwischen aus rund 30 Mitgliedern und hat sich als Dachverband für Sozialunternehmer*innen bereits etabliert. Von den lokalen Mitarbeitern erfahren wir, wie viel Arbeit dahintersteckt. Oft mangelt es nicht an unternehmerischen Ideen, manchmal sind es auch politische Strukturen, die den Sozialunternehmer*innen den Aufbau ihres Business erschweren. Ein zentrales Thema der Verbandsarbeit ist auch in Uganda die Erarbeitung von Konzepten für finanzielle Unabhängigkeit. Einer, der sich damit auskennt ist Dixon, der gleich mehrere Geschäftsideen zum Erfolg geführt hat und zu 100 Prozent unabhängig von Spendengeldern arbeitet. Gestartet ist er mit wiederverwendbaren Damenbinden, die Mädchen und Frauen während ihrer Periode helfen, ohne Stigmatisierung aktiv am Leben teilzunehmen. Er verkauft die Binden nicht nur, sondern klärt über ihre Benutzung in Schulen auf und gibt das Wissen über die Herstellung und Vermarktung weiter. Gleichzeitig betreibt er Aufklärungsarbeit für und mit von HIV/Aids betroffenen Jugendlichen. Doch Dixon denkt immer einen Schritt weiter. Zurzeit arbeitet er an einer recyclebaren Verpackung für die Binden, um dem wachsenden Müllproblem in Uganda etwas entgegenzusetzen. Seine visionäre Kraft ist ansteckend und wir haben das Gefühl, hier einen echten Hoffnungsträger und Multiplikator für nachhaltige Ideen getroffen zu haben.

Alte Strukturen und Denkmuster aufbrechen

Nach weiteren Projektbesuchen und vielen Gesprächen mit unterschiedlichsten Sozialunternehmer*innen besuchen wir im Township Bwaise im Norden von Kampala „Somero“. Der Gründer Geoffrey war eines der ersten Mitglieder der „LATEK Stay Alliance“ und ist inzwischen sogar im Vorstand des Bündnisses. Nun schauen wir uns das Herzensprojekt des gelernten Sozialarbeiters, der selbst im Slum aufgewachsen ist, an: ein Berufsbildungszentrum, das mit ehemaligen Sexarbeiterinnen und deren Angehörigen arbeitet. Hier werden zahlreiche berufsvorbereitende Kurse in den Bereichen IT, Grafikdesign, Friseur- und Schneiderhandwerk angeboten. Für die Kinder der Auszubildenden gibt es einen eigenen Kindergarten. Darüber hinaus gibt es Informationsangebote zu HIV, Geburtenkontrolle oder Drogenmissbrauch.

Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. So vielseitig die Projekte sind, die wir kennengelernt haben, eines haben sie uns alle deutlich gemacht: Der unternehmerische Geist Einzelner gepaart mit dem starken Willen, sich zu vielen zusammenzuschließen und gemeinsam alte Strukturen und Denkmuster aufzubrechen, scheinen ein unschlagbares Rezept in der Armutsbekämpfung zu sein. Das braucht Mut und Zeit, denn die Ergebnisse sind selten über Nacht sichtbar. Dafür zahlen sie aber auf ein zukunftsfähiges Morgen ein. Ein Morgen, das auf Mitbestimmung und Selbstverantwortung der Menschen setzt.

Vier neue Projekte im Fokus

Seit Beginn dieses Jahres unterstützt die knodel foundation vier neue Projekte, zwei davon in Afrika, zwei weitere in Europa.


Kreativplattform für die Anliegen junger Menschen

„Youth4planet“ ist eine unabhängige gemeinnützige Kreativplattform mit Sitz in Hamburg. Ihr Ziel ist es, jungen Menschen zwischen 6 und 26 Jahren Möglichkeiten und Lernwege zu eröffnen, um Perspektiven für ihre eigene Zukunft zu entwickeln. Über Filmemachen und Storytelling können sie sich für gesellschaftliche Themen engagieren und ihre Anliegen als positive Influencer publik machen. Einige Arbeiten der jungen Aktiven wurden bereits auf Filmfestivals in Metz, Luxemburg und Saarbrücken gezeigt.

Youth4planet kooperiert mit Partnern, die zusätzliche Perspektiven einbringen. Etwa mit dem „Rap for Refugees e.V.“, mit dem man Events aus Musik und Film veranstaltet. Ebenso mit „Fridays for Future“, das durch die Jugendteams journalistisch begleitet wird. Oder auch mit Lehrenden, die von Youth4planet mit Angeboten für neue Lernwege unterstützt werden. Auf mittlere Sicht sollen diese Leistungen über Netzwerke auch außereuropäischen Partnern angeboten werden.


Unterstützung für Teenager-Mütter in Ghana

Die „Do Wo Yonko Foundation“ möchte Kindern und jungen Menschen in Ghana zu besseren beruflichen Chancen und Einkommensmöglichkeiten verhelfen. Seit Anfang 2019 unterstützt die knodel foundation dort ein Programm zur Aufklärung und Stärkung junger Mädchen.

In Ghana werden viele junge Mädchen im Teenageralter schwanger. Viele brechen Schule oder Ausbildung ab und können später nur noch in schlecht bezahlten Jobs arbeiten. Um Grundbedürfnisse wie Essen, Hygiene oder Kleidung zu befriedigen, geraten viele dieser Frauen in die Abhängigkeit von Männern, wodurch ein selbstbestimmtes Leben unmöglich wird. Und oftmals sind weitere ungewollte Schwangerschaften die Folge.

Do Wo Yonko möchte die Zahl der Teenager-Schwangerschaften reduzieren, das Selbstwertgefühl der jungen Frauen stärken und ihre Einstellung zur Familienplanung positiv verändern. Denn wenn die Mädchen selbst entscheiden können, ob, wann und wie viele Kinder sie haben, sinken die ungewollten Schwangerschaften und das Armutsrisiko. Damit sorgt Familienplanung für bessere Berufschancen für Frauen und gesündere Familien- und Gemeinschaftsstrukturen. In einem zweiten Projektteil wendet sich Do Wo Yonko an junge Frauen, die schon als Teenager ein Kind bekommen haben. Ihnen soll der Einstieg in eine Ausbildung ermöglicht werden.


Minenräumung und Aufbau sozialer Schutzsysteme im Tschad

Der Tschad ist eins der ärmsten Länder der Welt. Fast die Hälfte seiner Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze. Verschärft wird die Situation durch Krisen und kriegerische Konflikte in den Nachbarländern: Mittlerweile beherbergt der Tschad rund 600.000 Flüchtlinge aus Libyen, Nigeria, dem Sudan und der Zentralafrikanischen Republik. Doch auch der Tschad ist ein gefährliches Terrain. In einigen Regionen liegen noch Tausende von Landminen und Blindgängern. Diese Relikte aus Kriegen sind ein großes Hindernis für die Entwicklung des Landes, denn sie versperren den Zugang zu Flüssen, Straßen und landwirtschaftlichen Flächen.

Die knodel foundation unterstützt im Tschad ein Projekt von „Handicap International“. Sein Ziel ist, durch die Räumung der Minen für mehr Stabilität zu sorgen, Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung zu erhöhen sowie Wirtschaftstätigkeit, Chancengleichheit und Entwicklung zu fördern. Außerdem fördert Handicap International die Einrichtung sozialer Schutzsysteme für besonders benachteiligte Bevölkerungsgruppen: Opfer von Minen, Menschen mit Behinderung sowie ältere Menschen, verwaiste Kinder und Menschen in extremer Armut, die dringend medizinische Hilfe brauchen.


Kampf gegen Menschenhandel in Rumänien

Mit seiner offenen Grenze nach Westeuropa ist Rumänien zu einem Drehkreuz für Menschenhandel geworden. Laut Eurostat wurden von 2010 bis 2012 in der EU und den EU-Kandidatenländern rund 6.100 Rumäninnen und Rumänen als Opfer von Menschenhandel identifiziert. Trotz Reformen in Justiz und Verwaltung geht dieses Geschäft weiter. Rumänien gehört in der EU zu den Ländern mit der höchsten Rate von Menschenhandel, vor allem von Minderjährigen für die Sexindustrie.

Die amerikanische NGO „International Justice Mission“ (IJM) verfolgt das Ziel, Rechtssysteme so zu transformieren, dass Behörden konsequent gegen Menschenhandel vorgehen können. Anfang 2019 eröffnete die deutsche IJM-Sektion ein Büro in Bukarest. Sie analysiert die Strukturen des Geschäfts mit der „Ware Mensch“ in Rumänien und die Wirksamkeit der bisherigen Maßnahmen. Diese Studie ist die Grundlage der späteren Strategie für ein nachhaltiges IJM-Engagement. Darüber hinaus sollen in dieser Startphase Partnerschaften mit Regierungsstellen und Akteuren der Zivilgesellschaft geknüpft werden. Langfristig will IJM Netzwerke aufbauen, um den Menschenhandel in ganz Osteuropa strategisch und überregional einzudämmen.

Recherchereise Ostafrika

Die „Latek Stay Alliance Uganda“ ist ein demokratisch organisierter Dachverband für Sozialunternehmer in Uganda, den die Stuttgarter Stay-Stiftung für multiplikative Entwicklung mitaufgebaut hat. Unter „Sozialunternehmern“ versteht die Stiftung einheimische Entwicklungshelfer, die sich durch unternehmerisches Engagement sozialen Problemen widmen. Der Vorteil: Anders als ausländische Entwicklungshelfer, die nur temporär vor Ort mitarbeiten, kennen diese Einheimischen Land und Leute wirklich. Sie haben eine intrinsische Motivation, die Probleme in ihrer Heimatregion zu lösen, und darüber hinaus eine tiefe Kenntnis der Ursachen, die Externe nur schwerlich aufbauen können. Die knodel foundation unterstützt Stay seit 2018 dabei, dieses Konzept auch im benachbarten Kenia umzusetzen.

Bei einem Besuch in Uganda und Kenia wollen sich die Vertreter der knodel foundation demnächst darüber informieren, wie die Latek Stay Alliance Uganda funktioniert und wie weit die Entwicklung in Kenia inzwischen bereits fortgeschritten ist. „Es ist wichtig, solche Informationen vor Ort und aus erster Hand zu bekommen“, sagt Patrick Knodel. „So bekommen wir nicht nur einen persönlichen Kontakt zu den Menschen, sondern auch einen viel präziseren und detaillierteren Einblick in ihre Situation. Es ist zudem eine willkommene Gelegenheit Vertrauen aufzubauen.“

Projektbesuch bei der Organisation Menschen für Menschen

Wogdi liegt in Äthiopien, knapp 580 Kilometer nördlich der Hauptstadt Addis Abeba. In dieser Region betreibt die Organisation Menschen für Menschen ein Entwicklungsprojekt, in dem es sowohl um nachhaltige Landwirtschaft, Wasser und Hygiene wie um Bildung, Gesundheit und Einkommen geht. Die knodel foundation unterstützt das Projekt, und kürzlich hat Patrick Knodel Wogdi besucht. Hier ist sein Reisebericht.

Die Fahrt nach Wogdi dauert rund zwölf Stunden. Sie führt mitten durch den Großen Afrikanischen Grabenbruch, und das teilweise auf Rumpelpisten, auf denen man kräftig durchgeschüttelt wird. Denn das Projektgebiet liegt fernab der Städte auf dem Land – hier gehen nur wenige NGOs hin.

Die Hauptprobleme der Region sind die Bevölkerungsexplosion und die durch Abholzung und falsche Landwirtschaft erodierten Böden. Die Abholzungen haben ein kaum vorstellbares Ausmaß. Inzwischen zahlt man den Bauern Geld, wenn sie an Hängen wieder Bäume pflanzen. Darüber hinaus richtet man Zonen ein, in denen Esel, Kühe und Ziegen nicht weiden dürfen. Auf diese Weise soll das Land nach und nach wieder aufgeforstet und die Erosion reduziert werden.

Die Projektregion ist relativ neu – so verursachen wir fast einen Volksauflauf, denn Weiße verirren sich nur selten hierher. Die Projektmitarbeiter erklären den Bauern, wie sie in ihren Gärten verschiedenen Sorten von Feldfrüchten anbauen können. Früher haben sie fast ausschließlich Zwerghirse (Teff) geerntet. Aus deren Mehl wird das beliebte Injera-Fladenbrot gebacken, zu dem uns die Bauern in ihre Hütte einladen. Für mich sind solche Einladungen manchmal nicht einfach, denn ich bin Vegetarier. Aber diesmal passt es: In Äthiopien ist gerade Fastenzeit – das heißt nicht nur „kein Fleisch“, sondern auch „keine tierischen Produkte“.

Diese persönlichen Besuche sind auch für das Projekt wichtig. Denn um in Wogdi erfolgreich zu sein, braucht Menschen für Menschen Pioniere. Viele Bauern misstrauen dem neuen Anbaukonzept, sie fürchten Ernteausfälle. Daher muss die Organisation zunächst in jedem Dorf ein bis zwei Familien überzeugen, sich für eine Saison auf das neue Konzept einzulassen. Mit diesen „Pilotbauern“ soll dann nach und nach das ganze Dorf überzeugt werden.

Wir besichtigen medizinischen Zentren, die in den größeren Orten eingerichtet werden. Zu ihnen gehören kleinere Stationen im Umkreis von fünf Kilometern – auf diese Weise hat jetzt auch die Landbevölkerung Zugang zu einer medizinischen Basisversorgung, etwa bei Geburten. Anschließend sprechen wir mit Mikrokreditnehmern, die sich kleine Geschäfte aufgebaut haben, zum Beispiel Cafés.

Am letzten Tag der Reise lerne ich weitere Mitarbeiter von Menschen für Menschen in der Zentrale in Addis Abeba kennen. Zusammen mit Dr. Sebastian Brandis, dem Geschäftsführer von MfM aus München, der mich auf der ganzen Reise begleitet hat, diskutiere ich mit den lokalen Geschäftsführern über die Entwicklungsarbeit der letzten 30 Jahre. Ich argumentiere, dass nach der erfolgreichen Grundlagenarbeit auf dem Land nun der nächste Schritt zur flächendeckenden Förderung innovativer und nachhaltiger Geschäftsmodelle erfolgen muss. Abends nimmt mich Dr. Brandis noch zur Preisverleihung eines Start-up-Wettbewerbs mit. Das Geschäftsfeld des Siegers ist bemerkenswert: In dem Unternehmen werden westafrikanische Frauen in hochmoderner Blockchain-Programmierung geschult.

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